Kann man wirklich CO2 handeln?

Oder wie funktionieren die CO2-Abgabe-Zertifikate?

Seit Anfang dieses Jahres gilt in Deutschland eine neue CO2-Abgabe für Versorgungsunternehmen. Die Tankstellenbetreiber, Öl- und Gaslieferanten müssen für jede in die Atmosphäre ausgestoßene Tonne CO2 ein sogenanntes Emissionszertifikat nachweisen. Das entspricht quasi einer Erlaubnis, dieses CO2 verursacht zu haben. Da jedes Unternehmen nur eine bestimmte Anzahl dieser Zertifikate zugesichert bekommt, reichen die Erlaubnisse oft genug nicht aus. Dann müssen diese Unternehmen entsprechende Zertifikate einkaufen.

Woher kommen diese Emissionszertifikate?

Die Deutsche Emissionshandelsstelle DEHSt organisiert den Austausch der Zertifikate zwischen den Unternehmen. Besonders saubere Firmen haben weniger CO2 ausgestoßen als sie durften. Die ungebrauchten Emissionszertifikate können die dann auf der Handelsstelle anbieten. Das kann man sich fast wie bei eBay und co. vorstellen.

Wenn andere Unternehmen jedoch mehr Treibhausgase ausstoßen als erlaubt, wollen die auf der Handelsstelle die fehlende Menge Erlaubnisscheine einkaufen. So kommt ein Austausch zwischen den fortschrittlichen und unsauberen Unternehmen zustande: die CO2-Ausstoßer werden bestraft und die sauberen Unternehmen bekommen noch eine kleine Einnahmequelle.

Eine bestimmte Anzahl an Zertifikaten wird außerdem jedes Jahr frei zugeordnet. Wenn sich ein Unternehmen also schnell verbessert, kann es neben den Emissionen auch sofort Kosten einsparen. Da die Handelsstelle vom Umweltbundesamt betrieben wird, werden die Zertifikate also vom Gesetzgeber verteilt.

Die Gesamtzahl an Zertifikaten entspricht der politisch gewollten Gesamtmenge an CO2-Emissionen. Jeder Schein entspricht einer Tonne Kohlenstoffdioxid. Im europaweiten EU-ETS-Handel werden die europaweiten CO2-Emissionen im Stromsektor gehandelt: das betrifft Kraftwerke, große Industrieunternehmen, Flughäfen und so weiter.

Im deutschlandweiten CO2-Abgabe-Handel werden außerdem die deutschlandweiten CO2-Emissionen im Wärme- und Verkehrssektor gehandelt: das betrifft die Mineralölkonzerne mit ihren Heizgas- und Heizöl-Lieferungen sowie mit ihren Tankstellen.

Kann ich auch selbst mit CO2-Emissionen handeln?

Da es eine Gesamtanzahl und einen natürlichen Handelsbedarf an Emissionszertifikaten gibt, verändert sich auch der Preis für Zertifikate. Je nach Angebot und Nachfrage werden die Erlaubnisscheine für CO2-Ausstoß immer teurer und werthaltiger. Vor allem da die EU und die Bundesrepublik jedes Jahr weniger Gesamtausstoß CO2 zulassen wollen. Dementsprechend sinkt auch die Gesamtanzahl an Zertifikaten jedes Jahr. Eine gewisse Wertsteigerung ist dann unvermeidlich.

Und daher haben die Emissionsrechte auch schon ihren Weg an die Energiebörse und zum einen oder anderen Wertpapierhändler gefunden. Schlussendlich lassen sich diese Emissionsrechte genau so wie Aktien handeln —, wenn man den richtigen Broker findet.

Aber: im Moment gibt es noch zu viele Zertifikate. Die Gesetzgeber lassen noch eine zu hohe Anzahl an Tonnen CO2 zu. Ein wirklich interessantes Geschäft mit den jährlich gültigen Emissionserlaubnissen lässt sich also noch nicht verwirklichen.

Dieser Überschuss hat auch noch einen weiteren Effekt: es sind zu viele Tonnen CO2-Emission erlaubt. Im Rahmen der fortschreitenden Energiewende und des Klimaschutzes muss die Gesamtanzahl dringend weiter sinken – damit die Kosten für jede einzelne Tonne Treibhausgas auch wirklich eine Wirkung auf die fossilen Kraftwerksbetreiber und Industrieunternehmen haben.

Mehr Hintergrundinfos zum europaweiten Handel (Strom) und zum deutschlandweiten Handel (Wärme und Verkehr) finden sich bei der Deutschen Emissionshandelsstelle.

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