Man kann mit Fug und Recht sagen, dass es sich bei Marktraumstellung von L- auf H-Erdgas um das derzeitig größte Infrastrukturprojekt in der deutschen Gaswirtschaft handelt.

Ein paar Fakten zu Beginn:

Wer ist betroffen?

  • Verbraucher in Nord- und Westdeutschland, die mit L-Erdgas versorgt werden
  • nach Angaben des DVGW ca. 6 Millionen Verbrauchseinrichtungen1

Beginn der Marktraumumstellung:

  • Mai 2015

geplantes Ende der Marktraumumstellung:

  • Ende 2030

Grund der Umstellung:

  • L-Erdgas wird für den deutschen Markt in nicht allzu ferner Zukunft nicht mehr zur Verfügung stehen
  • H-Erdgas verfügt über einen höheren Energiegehalt als L-Erdgas

Der Prozess der L-Gas-Marktraumumstellung ist sehr komplex. Er bedarf einer umfänglichen Abstimmung zwischen allen betroffenen Prozessbeteiligten. Nicht zuletzt erfordert die Marktraumumstellung auch einen Besuch des Installateurs beim Kunden. Vor Ort erfolgt die Erfassung der Ist-Situation, die Durchführung der danach erforderlichen Anpassungsmaß-nahmen und die damit verbundene Kontrolle der durchgeführten Maßnahmen.

Womit wir bei der uns alle betreffenden COVID-19-Pandemie wären. Durch diese könnte es zu Verzögerungen in der Marktraumumstellung kommen, denn die Durchführung der Kundentermine wird aufgrund von Quarantänemaßnahmen, Krankheitsstand bei den Monteuren und Zutrittsverweigerungen durch Kunden immer schwieriger. Weitere COVID-19 bedingte Herausforderungen, die die Marktraumumstellung gefährden, sind für den DVGW:

  • „Es droht kurz- und mittelfristig ein Mangel an qualifiziertem Umstellungspersonal durch Insolvenzgefahr bei den Dienstleistern sowie Abwanderung qualifizierter Monteure bei ggf. ausschließlicher Lohnkompensation über das Kurzarbeitergeld.
  • Es könnte zu Verzögerungen in der gesamten Terminkette kommen.
  • Die Gewährleistung der technischen Sicherheit sowie potenzieller Schadenersatzforder-ungen und die Wahrnehmung bei den Kunden stellen besondere Risiken für die betroffenen Unternehmen dar“.2

Dem entgegen steht die Verfügbarkeit des L-Erdgases, welches aus den Niederlanden geliefert wird. Seit in der Förderregion nahe Groningen leichte bis schwere Erdbeben auftreten, sind Forderungen der Bevölkerung laut geworden, die eine Einstellung der Erdgasförderung verlangen.  Dem kommt die niederländische Regierung durch Senkung der Fördermenge nach. Letztlich wird es aber zu völligen Einstellung der Erdgasförderung kommen. 

Die Entwicklungen in den Niederlanden sollen dabei keine Auswirkung auf die zeitliche Planung der deutschen Marktraumumstellung haben3.  Der Ablauf selbst ist im Netzentwicklungsplan Gas festgeschrieben wurden. Als Enddatum für die Umstellung der letzten Anschlüsse wurde hier das Jahr 2030 festgelegt.

Seit Beginn der Umstellung wurden nach Netzentwicklungsplan (Stand 2020) bisher 600.000 Geräte umgestellt.4 Den zukünftigen Umstellungsbedarf zeigt die folgende Abbildung aus dem Entwurf des Netzentwicklungsplan Gas für den Zeitraum 2020–2030.

Quelle: Entwurf des Netzentwicklungsplan Gas 2020–2030 / FNB

Der eigentliche Umstellungsaufwand erfolgt, wenn man sich die Zahlen anschaut, also ab 2021. Inwieweit die Covid-29-Pandemie diesen Zeitplan über den Haufen wirft, werden die nächsten Monaten zeigen.

Quellennachweis:

1 https://www.dvgw.de/themen/gas/marktraumumstellung / 05.11.2020

2 https://www.dvgw.de/themen/gas/marktraumumstellung / 05.11.2020

3 https://www.dvgw.de/medien/dvgw/gas/marktraum/l-h-gas-marktraumumstellung-1912dietzsch-fricke.pdf / 05.11.2020

4 Entwurf des Netzentwicklungsplan Gas 2020–2030 / FNB / 01.07.2020

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