Wie funktioniert der Lieferantenwechsel?

Beim Lieferantenwechsel geht es um den Wechsel des Energieversorgers für eine Verbrauchsstelle. Der Kunde sucht sich einen neuen Versorger, schließt zum Beispiel im Internet den Vertrag ab und nun folgt der Lieferantenwechsel.

Der Prozess kann im Hintergrund recht komplex werden. Das bekommt der Kunde im Regelfall gar nicht mit und so wollen wir in diesem Beitrag für etwas mehr Klarheit sorgen.

In der deutschen Energiewirtschaft kann man sich prinzipiell komplett frei für den eigenen Energieversorger entscheiden. Und die Auswahl ist recht groß, denn sowohl im Strom-, als auch Gas-Markt gibt es heute etwa eintausend verschiedene Anbieter. Die Betonung liegt dabei auf heute. Noch vor wenigen Jahrzehnten sah man sich in Deutschland nämlich mit einer Monopolstruktur konfrontiert. Je nachdem wo man wohnte, gab es nur genau einen Versorger: den regionalen Betreiber der Kraftwerke und Stromleitungen. Das war in der Vergangenheit immer genau ein Unternehmen.

Nun sollte aber ein freier und wettbewerblicher Markt geschaffen werden. Dafür hat man das Energieunternehmen in verschiedene Rollen getrennt und damit alle Stromerzeuger und Versorger miteinander in Konkurrenz gesetzt. Einzig die Netzbetreiber verfügen immer noch über eine Art Monopol: die Stromleitungen. Dabei handelt es sich um ein geschlossenes System – die Betreiber sind aber gezwungen, alle Erzeuger und Versorger diskriminierungsfrei gleich zu behandeln.

So wurde es möglich, dass ein Anwohner in Kiel ein Versorgungsunternehmen aus seiner Region, aber auch aus Bayern, Sachsen oder sonst irgendwo wählen kann. Kunden können sich frei entscheiden, mit wem sie einen Vertrag abschließen wollen. Die Hintergründe sind unter dem Begriff Unbundling nochmal genauer erklärt.

Warum sollte man den Lieferanten wechseln?

Mit der Wahl kommt die Qual. Von welchem Versorger soll man sich nun beliefern lassen? Der Lieferant muss besonders günstig oder ein nachhaltiger Ökostromversorger sein. Womöglich geht es dem Kunden um regionale Identifikation und Vertrauen, sodass ein Stadtwerk besonders in Frage kommt. Oder es geht dem Kunden um weitere Dienstleistungen und Angebote, die eben nur ein bestimmter Versorger bieten kann.

Die Entscheidung ist getroffen und der Kunde gibt im Internetportal die eigenen Verbrauchsdaten ein – meistens Postleitzahl und erwarteter Jahresverbrauch. Der Kunde wählt einen vorgeschlagenen Tarif und schließt die Bestellung mit seinen Kundendaten ab. Hier wird es schon wichtig, dass die sogenannten Stammdaten inklusive Stromzählernummer korrekt sind. Diese werden anschließend im Lieferantenwechsel-Prozess benötigt.

Der Lieferantenwechsel-Prozess

In aller Kürze funktioniert der Prozess so:

  • der Kunde wählt einen Tarif zu einem bestimmten Lieferbeginn-Datum
  • der gewählte Lieferant meldet die Versorgung des neuen Kunden beim Netzbetreiber
  • ODER der gewählte Lieferant kündigt die bestehende Versorgung des neuen Kunden beim alten Lieferanten und meldet dann die Versorgung des neuen Kunden beim Netzbetreiber
  • der Netzbetreiber bestätigt die Versorgung des neuen Kunden zum Lieferbeginndatum

Tatsächlich ist dieser Prozess aber noch etwas komplexer. Und es kann einiges schief gehen.

Abbildung: Energiewirtschaft Einfach auf Grundlage der GPKE (Bundesnetzagentur)

Beim Lieferantenwechsel könnte Folgendes passieren:

  1. „Der Letztverbraucher hat den Lieferanten gewechselt. Alle Beteiligten sind darüber informiert und besitzen alle notwendigen Informationen“.
    Der Lieferantenwechsel kann wie geplant durchlaufen – zum geplanten Termin wird der Kunde vom neuen Lieferanten beliefert, während beim alten Lieferanten der Vertrag beendet wird.
  1. „Der Lieferantenwechsel konnte nicht zum gewünschten Zeitpunkt, jedoch zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt werden. Die Gründe hierfür können unterschiedlich sein und werden den Betroffenen eindeutig mitgeteilt“.
    Der Lieferantenwechsel kommt zwar zustande, allerdings nicht zum gewünschten Termin. Das liegt im Regelfall daran, dass Fristen nicht eingehalten worden sind.
  1. „Der Lieferantenwechsel konnte nicht durchgeführt werden. Die Gründe hierfür können unterschiedlich sein und werden den Betroffenen eindeutig mitgeteilt“.
    Der Lieferantenwechsel kommt nicht zustande. Normalerweise liegt das an einem noch langfristig laufenden Vertragsverhältnis, welches nicht zum gewünschten Beginndatum gekündigt werden kann.

 

Die Zusammenhänge in diesem komplexen Prozess können so dargestellt werden:

Abbildung: Energiewirtschaft Einfach

Im nächsten Beitrag gehen wir darauf ein, was man als Kunde und als Versorger beim Lieferantenwechsel-Prozess beachten muss.

2 Antworten

    1. Entweder der alte Lieferant nimmt die Versorgung für die restlichen Tage weiterhin vor (ursprüngliche Kündigung wird rückabgewickelt und nach hinten verschoben).

      Oder der regionale Grundversorger (Stadtwerk, Regionalversorger) übernimmt die sogenannte “Ersatzversorgung” für diese Zeit.

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