Wie man einen echten Ökostromanbieter erkennt.

Es gibt Ökostromanbieter und es gibt “Ökostromanbieter”. Wie kann ich die einfach unterscheiden?

In den letzten Beiträgen unserer Energy Academy haben wir einige Male von “echten Ökostromanbietern” gesprochen. Und schon seit der Jahrtausendwende haben wir immer wieder von zwielichtigen Energieversorgern gehört – aber wie groß ist das Problem heute tatsächlich noch?

Ökostrom ist voll im Trend

Seit gut 20 Jahren werden Erneuerbare Energien in Deutschland ganz besonders gefördert. Die Betreiber von Windrädern, Solaranlagen und co. werden pro eingespeister Kilowattstunde sauberen Stroms vergütet und stehen im Energiehandel immer an erster Stelle. Im Ergebnis machen die Erneuerbaren heute bereits mehr als die Hälfte des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland aus. Und etwa ein Viertel aller Verbraucher haben sich bewusst für einen Ökostromtarif entschieden — grüne Energie ist spätestens seit Fridays for Future voll im Trend.

Und die EEG-Förderung sowie das steigende Interesse an Ökostrom sorgen auch dafür, dass Energieunternehmen mit Erneuerbarer Energie gutes Geld verdienen können.

Natürlich entstehen dabei schwarze Schafe, die auf diesen Trend aufspringen wollen — mit mehr Schein als Sein.

Greenwashing

Auf der Rückseite jeder Stromrechnung muss der Energieversorger den eigenen Strommix angeben. Dort muss also stehen, aus welchen Quellen sich der Versorger seine Strommenge zusammenkauft, bzw. welche eigenen Kraftwerke er betreibt. Prinzipiell ist diese Angabe also die erste Stelle, an der wir als Verbraucher die Echtheit unseres Ökostroms prüfen können.

Nun gibt es aber schon seit den 2000er Jahren sogenannte Grünstromzertifikate. Das “Renewable Energy Certificate System” (RECS) hat europaweit den Handel mit Grünstromzertifikaten ermöglicht. Für jede erzeugte Megawattstunde Grünstrom wird so ein Zertifikat ausgestellt und kann an interessierte Käufer gehandelt werden.

Sollte ein Energieversorger nun so ein Grünstromzertifikat kaufen, kann er praktisch ein grünes Etikett auf seine Megawattstunde eigenen Stroms kleben — egal aus welcher Quelle dieser tatsächlich kam.

So darf ein Energieunternehmen also seinen eigenen Kohlestrom als sauberen Ökostrom deklarieren. Und damit seinen Strommix auf der Rechnung und auf der Website als saubere grüne Energie bewerben. Unter Fachleuten war “Ökostrom” daher in den letzten Jahrzehnten ein oft belächelter Begriff.

Was ist heute anders?

Die gute Nachricht ist: niemand muss jetzt direkt Angst haben, dass der eigene Ökostromtarif nur Lug und Betrug wäre. Durch den Zubau von Windparks und Solaranlagen besteht der gesamte Strommix in Deutschland heute physisch zu mindestens 50% aus echtem Ökostrom. Das ist ja schonmal etwas.

Aber es geht weiter. Durch das System der Energiebilanzierung (haben wir letztens erklärt) muss jeder Energieversorger immerzu jede einzelne Kilowattstunde in seinem Portfolio exakt zuordnen. Wenn unser Versorger seinen Strom also nur von Ökostromanlagen einkauft, hat er nur echten Ökostrom in seinem Angebot. Und dann bezahlen wir als Verbraucher mit unserer Rechnung auch nur echte Ökostromanlagen.

Die dahinter steckende Energiebilanzierung ist für uns aber nicht einsehbar — wäre auch viel zu komplex. Wie können wir also unseren eigenen Versorger prüfen?

Dafür gibt es Profis. Verschiedene Verbraucherschützer und Institute prüfen Energieunternehmen und stellen Labels aus. Solche Ökostrom-Label werden nur dann vergeben, wenn ein Versorger tatsächlich und nachweislich zu 100% sein Angebot aus Erneuerbarer Energie zusammenstellt. Er muss also entweder selbst Ökostromanlagen aufstellen oder seinen Strom von deren Betreibern direkt einkaufen.

Ökostrom-Label

So ein Label weckt natürlich nur dann echtes Vertrauen, wenn es von einer seriösen Quelle kommt. Über die letzten Jahre haben sich rund um die Energiewende einige Siegel etabliert:

  • Ok-Power Label
  • Grüner Strom Label
  • RenewablePLUS
  • Energiewendeunternehmen (EWU) Label
  • EKOenergie
  • TÜV Nord und TÜV Süd

Jedes dieser Label hat andere Prüfkriterien. Bei manchen geht es nur um den grünen Herkunftsnachweis der Energiemenge, andere fordern bestimmte Investitionen in Erneuerbare Energien und wieder andere fordern weitere Nachhaltigkeit in der gesamten Unternehmensorganisation. Die einzelnen Kriterien kann man bei den jeweiligen Anbietern nachlesen und abwägen.

Wenn der eigene Stromversorger also eines oder mehrere dieser Label auf seiner Website zeigen darf, dann ist das schon mal ein sehr gutes Zeichen. Er hat dann garantiert nur Erneuerbare Energien in seinem eigenen Angebot und je nach Label noch weitere Voraussetzungen erfüllt.

Wenn wir in unseren Beiträgen von “echten Ökostromversorgern” sprechen, meinen wir genau sowas.

Doch bedeutet es, dass Ökostrom aus meiner Steckdose kommt?

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